Die Technisierung und Rationalisierung in der Landwirtschaft, bislang billige Rohstoffe und die Abwendung vom Selbstversorgerprinzip ließen Hecken, Feldgehölze und Feldraine zu unproduktiven Bestandteilen werden, die leider oftmals ersatzlos beseitigt wurden. Nun ist es an der Zeit, Hecken wieder neu anzulegen.
Hecken, Feldgehölze und Feldraine sind keine zufälligen Bestandteile unserer Kulturlandschaft. Sie konnten sich auf schlecht nutzbaren Flächen als wertvolle Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt halten oder neu entwickeln. Für die Fauna sind sie wichtiges Nahrungsbiotop, Brut- und Aufzuchtsplatz, Ruhestätte und Winterquartier in der halboffenen Landschaft.
Kurzer historischer Abriss
Wehrhecken: Bis ins Spätmittelalter wurden bei uns auf Erdwällen Hainbuchen verflochten und Dornensträucher zwischen gepflanzt. Diese dienten als Landwehr zum Schutz und zur Verteidigung.
Lebende Zäune: Zur Zeit der Dreifelderwirtschaft waren die Teile Winterfeld, Sommerfeld und Brache eingezäunt oder mit Gehölzen eingehegt, um Weidevieh von den bestellten Flächen fernzuhalten. Auch die Triebwege zu den siedlungsfernen Weide- und Waldweideflächen waren deshalb mit dichten Dornenhecken umgrenzt. Erst nach der Ernte durfte das Vieh, im Gegensatz zur ganzjährig beweideten Brache, auf diese Flächen.
Holznutzung: Hecken und Feldgehölze dienten auch der Werkstoffgewinnung. Landwirte verwendeten den 3- bis 5-jährigen Durchtrieb nach Stocksetzung von Ahorn, Haselnuss und Esche für landwirtschaftliche Werkzeuge wie z. B. Holzrechen, Mistgabel und Schaufel. Je nach Bewirtschaftungsweise gewann man auch Bauholz, Brennholz, Stangenholz, Holz zum Flechten und Laubfutter.
Gewinnung von Wildfrüchten: Neben den genannten Funktionen als Zaun und Holzlieferant war die Sammlung von Wildfrüchten wie Schlehen, Haselnüssen, Hagebutten, Brombeeren und Holunderbeeren als Ergänzung der Nahrungsmittel oder für die Hausapotheke üblich. Auf gehölzfreien Säumen wurde die Vegetation für Beweidung, Frischfutter- und Heugewinnung genutzt.
Funktionen von Hecken und Feldgehölzen
Gehölzstrukturen und Säume verhindern Einträge von Dünge- und Spritzmitteln auf angrenzende Flächen. Diese wertvollen Strukturen schützen besonders Gewässer vor Eintrag von Boden und Nährstoffen. Sie tragen zur Verbesserung der Gewässerqualität und Förderung der Artenvielfalt bei.
Hecken und Feldgehölze mit ihren Säumen schützen den Boden vor Wasser- und Winderosion. Die Wurzeln festigen Hang- und Uferbereiche und verhindern bzw. verringern die Bodenerosion. Gehölzstrukturen bremsen außerdem die Windgeschwindigkeit und verringern den Abtrag von Boden.
Tier- und Pflanzenarten nutzen diese Lebensräume und verbreiten sich auf den Verbundstrukturen. Lichtholzarten der offenen Landschaft wie Wildrosen, Weiden, Gewöhnlicher Liguster, Schlehe, Wolliger Schneeball und Schwarzer Holunder sind auf Bereiche außerhalb des Waldes angewiesen. Ebenso alle von ihnen lebenden Tierarten. Insekten, deren Larven vor allem auf Blütenpflanzen und Gräsern der artenreichen Wiese leben, unter ihnen eine große Anzahl Tagfalter und die meisten Heuschreckenarten, sind von diesen Standorten abhängig. Je abwechslungsreicher diese Lebensräume sind, desto größer ist ihre Bedeutung für den Biotopverbund.
Letztendlich prägen natürliche Strukturen das Landschaftsbild und steigern den Erholungswert. Die Unterteilung mit Bäumen, Sträuchern, Obstgärten, Hecken, Feldgehölzen und vielfältigen Säumen macht eine Landschaft erst für uns erlebenswert.
Hecken als Klimaschützer
Das Thuenen-Institut hat in einer Studie das große Klimaschutzpotenzial von Heckenanpflanzungen untersucht.
»Für die Berechnungen haben wir alle verfügbaren Daten zu Humus und Biomasse in Hecken zusammengetragen – 13 Studien und eigene Daten mit insgesamt fast 150 untersuchten Hecken«, sagt Sophie Drexler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Thünen-Institut.
Für die Forschenden ergab sich ein überraschendes Bild: Pro Hektar wird in einer Hecke im langjährigen Mittel fast genauso viel Kohlenstoff gebunden wie in Wäldern. Dies kann mit der hohen Dichte an Ästen und Zweigen in Hecken und den guten Wuchsbedingungen in der Agrarlandschaft erklärt werden. Besonders viel Kohlenstoff wird auch in den Wurzelstöcken der Hecken gebunden. In den letzten 70 Jahren wurde aber fast die Hälfte aller Hecken in Deutschland beseitigt, meist durch Flurbereinigungsmaßnahmen.
In der Landwirtschaft und aus landwirtschaftlich genutzten Böden entstehen in Deutschland etwa 12 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Die meisten Emissionen kommen als Methan aus dem Verdauungstrakt von Rindern und als Lachgas durch die Düngung von Äckern und Grünland. Viele dieser Emissionen sind schwer oder gar nicht vermeidbar, weil sie aus biologischen Prozessen stammen. Zusätzlich werden große Mengen Kohlendioxid durch die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden emittiert. Klimaneutralität ist im Landwirtschaftssektor also nur erreichbar, wenn an anderer Stelle Emissionen wieder kompensiert werden. Dazu können Hecken einen Beitrag leisten. Eine Kommune mit 5.000 Einwohnern kann zum Beispiel die mit dem Milchkonsum verbundene Treibhausgasemission von zehn Jahren durch das Pflanzen von sechs Hektar Hecken und Feldgehölzen kompensieren.
Sophie Drechsler / Thuenen-Institut
Wenn wir uns diese Zusammenhänge bewusst machen, den Nutzen der Hecken als Lebensraum für Pflanzen und Tiere erkennen und die Rolle für den Biotopverbund wahrnehmen, können wir diese mit deren Vielfalt höher wertschätzen. Wer an geeigneten Standorten Hecken und Feldgehölze neu pflanzt, vielfältige Säume an deren Rändern anlegt, leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.
Wo diese dauerhaften, ökologisch wertvollen Strukturen vorkommen, können wir unseren Kindern das Bewusstsein für die Bedeutung von Hecken und Feldgehölzen mit ihren Säumen der Vielfalt vermitteln.
Quelle: Thuenen-Institut,
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